Verleihung des Zivilcouragepreises 2022

Verdiente Personen für tolle Aktionen geehrt

Die Verleihung des Zivilcouragepreises 2022 an 13 Personen ehrte diese für deren zivilcouragiertes, mutiges Handeln. Die Würdigungen fanden in der Festhalle in Külsheim statt.

Die Verleihungen richteten sich an Menschen, die Mitbürgerinnen und Mitbürger aus einer Notsituation befreit oder vor Betrug bewahrt haben. Die Polizei hatte im Oktober 2016 angeregt, verdiente Bürgerinnen und Bürger des Main-Tauber-Kreises auf eine solche Art zu ehren und damit die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren.

Landrat Christoph Schauder sagte in seiner ersten Amtshandlung als Vorsitzender des Fördervereins Aktionskreis Sucht- und Gewaltprävention, Sicherheit und Gesundheitsförderung im Main-Tauber-Kreis e.V., diese tolle Veranstaltung in würdevollem Rahmen und in Präsenz bereite große Freude. Die letzte solche Veranstaltung im Frühjahr 2022 sei im hybriden Format durchgeführt worden. Die Welt sei seither nicht gerade sicherer geworden und deswegen sei ehrenamtliches Engagement umso höher anzusiedeln.

Schauder betonte, die zu Ehrenden hätten sich selbstlos und mutig für Mitmenschen eingesetzt. Leider werde viel weggeschaut, oftmals reichten kleine Hilfeschritte aus oder die Fähigkeit, ein offenes Ohr und ein waches Auge zu haben. Es ist alles andere als selbstverständlich, so wie die Preisträger maßgeblich Verantwortung zu übernommen. Reichlich Applaus kommentierte diese Aussage trefflich.

Der Landrat meinte, es gehe bei den Vorfällen der letzten Monate um das Eigentliche, in der richtigen Sekunde an richtiger Stelle zu sein. Die Preisverleihung hebe die spontane Hilfsbereitschaft und die Mitmenschlichkeit der Handelnden hervor, welche mit ihrem beherzten Eingreifen Leid verhindert hatten. Zivilcourage beweise, wer in Aktion trete, um anderen Menschen in einer gefährlichen Situation zur Seite zu stehen.

Nacheinander sprachen Landrat Christoph Schauder, Polizeipräsident Hans Becker, Bürgermeister Joachim Döffinger, Sozialdezernentin Elisabeth Krug und MdB i.R. Alois Gerig die Würdigungen aus und überreichten die Urkunden für den Zivilcouragepreis 2022. Lob und Anerkennung galt jeweils dem Mut, humane und demokratische Werte ohne Rücksicht auf eventuelle Folgen in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Zuerst wurde Bernd Rögelein (Dinkelsbühl) für sein Verhalten bei einem Verkehrsunfall ausgezeichnet. Bei einem Frontalzusammenstoß auf der B 290 war ein Fahrzeuglenker leblos in seinem Fahrzeug eingeklemmt. Der Soldat Bernd Rögelein führte Erste-Hilfe-Maßnahmen durch und versuchte, den Verunfallten zu reanimieren. Diese Maßnahmen gestalteten sich besonders schwierig und kräftezehrend, Rögelein kämpfte bis zur eigenen Erschöpfung um das Leben des Verunfallten. Ein hinzu gerufener Arzt stellte schließlich den Tod des Verunfallten fest.

Die nächsten Auszeichnungen gingen an Julia Albrecht (Ravenstein-Merchingen), Christl Müller (Boxberg-Epplingen) und Rolf Rupp (Assamstadt), Gerlinde Rohleder (Freudenberg) sowie Louisa März (Lauda-Königshofen). Hier ging es jeweils um die Verhinderung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Als solche Straftaten wurden benannt ein „Enkeltrick“, die Arbeitsweise des „falschen Polizeibeamten“, angeblicher Beamter eines Mahngerichtes sowie Betrug mit vorgetäuschter Liebe. Die Geehrten verhinderten als Bedienstete von Bankfilialen durch die Verständigung von Angehörigen der beinahe Geschädigten oder durch direkte Verständigung der Polizei die Überweisung oder das Abheben von großen Geldbeträgen zugunsten der Betrüger.

Ein weiterer Preisträger ist Michael Schrader (Bad Mergentheim). Dieser verhinderte als Marktleiter, dass eine 16jährige junge Frau einem Chat-Bekannten aus Großbritannien („bin knapp bei Kasse“) Kartencodes für Wertkarten übersendete, damit dieser einen angeblichen Besuch finanzieren könne. Schrader war misstrauisch geworden wegen der großen Menge Bargeldes bei der jungen Frau und angesichts der Vielzahl an Gaming-Gutscheinen, welche diese kaufen wollte.

Sabrina Mayer, Suat Selvi und Ramis Selvi (alle Wertheim-Bestenheid) erhielten Zivilcouragepreise für ihren Einsatz bei einem beginnenden Wohnungsbrand bei einer alleinstehenden 85jährigen Frau. Diese Frau war in ihrem Wohnzimmer in einem Mehrfamilienhaus gestolpert, hatte mittelbar und unglücklicherweise einen Brand ausgelöst, war gefallen und hatte das Bewusstsein verloren. Ein Rauchmelder hatte Alarm ausgelöst, wurde von Sabrina Mayer gehört, welche wiederum ihre Nachbarn Suat Selvi und Ramis Selvi verständigte. Durch das beherzte Eingreifen der Preisträger konnte ein Wohnungsbrand verhindert werden.

Dominik Wind (Großheubach), Katrin Staab und Johannes Konstantin Miczajka (beide Hardheim) heißen die weiteren Preisträger. Ein Mann war in Külsheim mit voller Absicht und hoher Geschwindigkeit in das Auto seiner ehemaligen Lebensgefährtin gefahren und stach anschließend mit einer Machete auf die Frau. Die drei Genannten waren durch den Unfall und das Schreien der Frau aufmerksam geworden, konnten den Täter von weiterem Tun abhalten und der schwer verletzten Frau helfen und die Wunden versorgen, zudem die Polizei verständigen.

Gerig zeigte sich dankbar, diesen Ehrungsabend in diesem schönen Ambiente durchführen zu können. Er unterstrich, der Förderverein sei nützlich für die Region. Die Geehrten stünden stellvertretend für jene „Bürger, die nicht wegschauen, die aktiv werden, einfach einschreiten“. Solche Menschen seien notwendig, Unheil zu verhindern. Er sei zudem dankbar, dass es im ländlichen Raum eine Kultur der Fürsorge für Mitmenschen gebe.

Das Holzbläser-Quintett des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg, traditionell mit vier Holzblasinstrumenten und einem Blechblasinstrument, bereicherte den würdigen Rahmen der Veranstaltung mit Musiken wie „I did it my way“ und „Pink Panther“. Schauder sagte Dank für den „guten Ton der Polizei“ bei der Verleihung der Zivilcouragepreise.

Der Vorsitzende stellte auf die Bandbreite unterschiedlicher Fallkonstellationen ab und sagte dazu, es sei umso wichtiger, dass es Mitbürger gebe, die mitdächten, und jeder tagtäglich mit offenen Augen und Ohren unterwegs sei. Der Landrat unterstrich, „wir können uns glücklich schätzen“ über solches ehrenamtliche Engagement mit einem Blick über den Tellerrand hinaus hin zu den Mitmenschen. Es freue ihn, stille Helden des Alltags ehren zu dürfen.

Bild und Text: Hans-Peter Wagner