TV Wertheim feiert 175 -Jähriges Jubiläum

Auch Sportkreis TBB übermittelt die besten Glückwünsche!

Wertheim-Reinhardshof. Nach dem vielbeachteten Turnfest für den Nachwuchs im Sommer mit über 700 Zuschauern in der SH I in Bestenheid feierte der Turnverein (TV) Wertheim mit geladenen Gästen am Samstag das 175-jährige Bestehen mit einem Jubiläumsempfang im Sportvereinszentrum „TopVital“ auf dem Reinhardshof. „Wir kommen ge­stärkt aus der Kri­se - und der Verein ist groß wie nie zu­vor“, stellte dabei der Vorsitzende Axel Wältz fest. Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung bildeten die Sängerin Eva Maria Cruse, zugleich Leitende Physiotherapeutin im Gesundheitszentrum begleitet von Klaus Kiermeier an der Gitarre.  

„Der TV Wertheim ist die erste Adresse für Sport und Gesundheit in Wertheim“, stellte Wältz selbstbewusst fest und war besonders stolz auf die Jugendarbeit. „Wir tun etwas gegen den Bewegungsmangel, der immer wieder den Kindern und Jugendlichen attestiert wird.“ Mit einem Drei-Phasen-Plan habe er 2005 die Vereinsführung übernommen. „Die erste Phase umfasste Verbesserungen im Bestand. Dazu zählte die Konsolidierung der vorhandenen Angebote und der Aufbau des Gesundheitssports, die Fortbildung der Übungsleiter*innen sowie die Verbesserung der internen Kommunikation“, erklärte der Vorsitzende. Der Bau des Vereinszentrum und damit die Aufnahme des Kampfes gegen die private Konkurrenz der Fitnessstudios ist Phase zwei. Der nächste und letzte Mosaikstein, der zur Abrundung des Angebots noch fehlt, wäre die Errichtung einer Halle mit Kinderbewegungslandschaft, die gleich neben dem TopVital-Gebäude entstehen könnte.

Auch wenn die Gewinnung von ehrenamtlichen Übungsleitern immer schwerer werde, war Wältz überzeugt, dass der Verein auch hier eine Lösung finden werde. „Der TV hat immer Lösungen für die großen Fragen der Zeit gefunden“, meinte er. Dass der Verein so gut dastehe sei ein Beleg dafür, dass die Führung „einiges richtig gemacht hat“. Den Dauernörglern in der Stadt und im Verein hielt Wältz entgegen: „Wir sind ein optimistischer Verein in einer wirtschaftsstarken Stadt, die uns Vereine als verlässlicher Partner nach Kräften unterstützt.“

Manfred Rieger, Herr der Finanzen seit 45 Jahren, blickte auf die Geschichte des Vereins ab 1947 zurück (siehe auch Historie). Als Fünfjähriger war er damals mit seinen Eltern als Heimatvertriebener aus dem Sudetenland über Gerlachsheim nach Wertheim gekommen, wo der TV Wertheim den Flüchtlingskindern die kostenfreie Teilnahme an den Kursen anbot.

Wertheim ist nicht nur „Stadt der Weltmarktführer“, sondern auch „Stadt der Vereine und des ehrenamtlichen Engagements“, erklärte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez, der, obwohl er am Tag zuvor von den Narren seines Amts enthoben worden war, die Grüße der Stadt überbrachte. Der TV habe mit dem TopVital ein Gegengewicht zur „kommerziellen Sportwelt“ gesetzt und den Wertheimern einen anderen Blickwinkel auf den Sport ermöglicht, lobte der Rathauschef. TV ist ein für die Main-Tauber-Stadt bedeutender Verein und die Stadt sei sich seiner Bedeutung bewusst und werde ihn im Rahmen der Möglichkeiten weiter unterstützen, versprach Herrera Torrez. Trotz seiner Größe sei der TV ein familiärer Verein geblieben und könne sehr stolz sein auf das TopVital, mit dem er einen Markstein in der Region gesetzt habe.

Sport bedeute nicht nur körperliche Fitness, sondern auch Miteinander wecke ein starkes Gemeinschaftsgefühl erklärte Georg Lampert als Vertreter des Sportkreises Tauberbischofsheim und hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der ehrenamtlichen Mitarbeiter hervor, die dafür einen wichtigen Beitrag leisteten. Besonders hob Lampert die hervorragende Jugendarbeit und die inklusiven Projekte im TV hervor. Mit einem Schmunzeln zitierte er aus der Gründungssatzung des TV. Der Verein habe „die Förderung der körperlichen Kraft und Gewandtheit sowie Ausbildung des Geistes und geselliger Unterhaltung“ zum Ziel. Das alles soll durch gemeinsame Turnübungen, wöchentliche gesellschaftliche Zusammenkünfte und Gesang erreicht werden. „Einfach großartig“, lobte er und wies darauf hin, dass im TV auch Fairness, Ehrlichkeit, gesellschaftliche Mitverantwortung und Toleranz aktiv gelebt und vermittelt würden.

Auch Werner Wiessmann, Vorsitzender des Main-Neckar-Turngaus, drückte seinen „hohen Respekt“ für das Engagement der Mitglieder des TV im Dienste des Sports und des Gemeinwesens aus. Er lobte die Unbeirrbarkeit, Kreativität, Vielfalt und den Idealismus, den die Mitglieder über 175 Jahre an den Tag gelegt haben. Beim Blick in den Wochenplan des TV werde deutlich, dass sich der Verein mit seinem Angebot ständig neu positioniere und den gesellschaftlichen Herausforderungen stelle und damit eine prägender Teil der Großen Kreisstadt sei, erklärte Wiessmann, der später noch einige verdiente Mitglieder ehrte (aihe separaten Text).

 

Turnverein: Historie

Als am 16. November 1847 „15 Bürgersöhne die gehorsame Bitte um gefällige Erlaubniserteilung zur Errichtung einer Turngesellschaft dahier“ an das Stadt- und Landratsamt richtete, gab es in Baden nur 21 Turnvereine. Da die Behörde am 24. November des gleichen Jahres die Gründung des Vereins genehmigte, zählt der TV Wertheim zu den ältesten Turnvereinen des Landes, auch wenn er drei Jahre später als Reaktion auf die Deutsche Revolution wieder verboten wurde und erst 1862 erneut gegründet wurde. Seitdem führten 18 Vorsitzende den Verein durch gute, aber auch stürmische Zeiten. So wurde der Turnverein beispielsweise nach Ende des Zweiten Weltkriegs verboten und konnte erst zum 100-jährigen Bestehen im Mai 1947 wieder gegründet werden.

Auf die Verdienste der Vorsitzenden seither ging Schatzmeister Manfred Rieger ein, der seit 45 Jahren dieses Amt bekleidet. So war August Kühn der erste Nachkriegsvorsitzende, der die Wiedergründung voran trieb, Günter Friedrich baute das Turnerheim an der Unteren Leberklinge, in dem heute die Wolfshöhle untergebracht ist, Hans Wilhelm Ladner sorgte für ein gehöriges Wachstum des Turnvereins und Helmut Arnold war in seiner Amtszeit unter anderem für den Umzug des Turnerheims nach Bestenheid und die Verlagerung der Hauptaktivitäten in die SH I am Schulzentrum verantwortlich. Seit 2005 ist Axel Wältz Vorsitzender und in seine Amtszeit fiel der Bau des TopVital-Gesundheitszentrums und der Umzug der Vereinsführung auf den Reinhardshof.

Aktuell zählt der Turnverein rund 1750 Mitglieder, darunter 500 Kinder und Jugendliche, 50 Übungsleiter*innen und 17 Angestellte im TopVital. (riff)

Text und Bilder: Peter Riffenach