18.08.2025 von 18.08.2025
Ferienerlebnis mit Herz - Sommercamp für benachteiligte Jugendliche
Für Jeden/Jede soll Urlaub möglich sein!
Dieses etwas andere Camp gibt es seit 2018 für Kinder aus finanziell schwächeren Verhältnissen.
Für viele Familien ist die Urlaubszeit ein Höhepunkt des Jahres. Doch nicht alle können ihre Kinder ans Meer, in die Berge oder zu fernen Reisezielen schicken. Um auch jenen Jungen und Mädchen unvergessliche Ferien zu ermöglichen, organisiert Nicolaj Imhof, Realschullehrer und Umweltpädagoge im Internat „Maria Hilf“, seit 2018 ein besonderes Sommercamp. Es richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche, die im Alltag weniger Chancen haben und bietet ihnen eine Woche voller Erlebnisse, neuer Erfahrungen und Gemeinschaftsgefühl. Unterstützt wird diese Maßnahme vom Kreisjugendring Main-Tauber e.V. und von der Sportjugend im Main-Tauber-Kreis.
Kurz bevor es für die Gruppe in eine abgelegene Hütte inmitten der Natur ging, besuchten die Fränkischen Nachrichten die Teilnehmer im Gebäude des Internats. Hier herrschte bereits eine fröhliche und lebendige Atmosphäre. Die Kinder spielten ein Fangspiel, bei dem „Störche“ Frösche fangen. Was auf den ersten Blick nach einem einfachen Ferienzeitvertreib aussieht, hat einen tieferen Sinn: Nicolaj Imhof achtet bei allen Spielen darauf, dass niemand ausgeschlossen wird. So können gefangene „Frösche“ von anderen Mitspielern gerettet werden. Besonders körperlich langsamere oder schüchternere Kinder bleiben so im Spiel und erleben, wie wichtig Teamgeist und gegenseitige Unterstützung sind.
„Es geht nicht darum, dass die Stärksten gewinnen, sondern dass alle mitmachen können“, erklärt Imhof. Für viele der Kinder sei es eine neue Erfahrung, dass ihre eigenen Fähigkeiten, ob schnell, kräftig oder hilfsbereit – einen wertvollen Beitrag für die Gruppe darstellen.
Abenteuer und praktische Erfahrungen
Das Programm ist vielfältig. Neben Sport- und Gruppenspielen bekommen die Jugendlichen Gelegenheit, in verschiedene Berufe hinein zu schnuppern. Am Vortag steuerten sie bei der Firma Boller selbst einen Bagger, was nicht nur für leuchtende Augen sorgte, sondern auch einen Einblick in handwerklich-technische Arbeit vermittelte. Als nächstes möchte Imhof einen Tag in einer Holzwerkstatt organisieren, bei dem unter Anleitung gearbeitet und gebaut wird. Solche Erfahrungen sollen Selbstvertrauen stärken und den Blick für versteckte Talente öffnen. Auch alltägliche Aufgaben gehören dazu. Gekocht wird gemeinsam, und wer gerade nicht am Herd steht, hilft beim Aufräumen oder übernimmt Verantwortung für andere Bereiche. Das Prinzip lautet: „Alle machen alles.“ So lernen die Teilnehmer, dass Zusammenhalt nur funktioniert, wenn jeder bereit ist, seinen Teil beizutragen.
Engagement und Unterstützung
Die Teilnahme am Camp ist für die Familien sehr kostengünstig. Damit das möglich ist, braucht es verlässliche Partner. Große Unterstützung kommt seit Jahren vom Lions Club und dem Round Table, die mit finanziellen Mitteln und teils auch mit persönlichem Einsatz helfen. Das Internat Maria Hilf trägt ebenfalls entscheidend bei, indem es Räume, Fahrzeuge und organisatorische Strukturen bereitstellt. Imhof betont, wie wichtig diese Hilfe ist: „Ohne unsere Sponsoren könnten wir vielen Kindern diese Erlebnisse nicht ermöglichen.“ Neben den institutionellen Partnern gibt es auch private Unterstützer, die sich auf unterschiedliche Weise einbringen. Darunter auch einige ehemaliger und nun erwachsene Teilnehmer des Camps Eltern überzeugen ist nicht immer einfach. Die Auswahl der Teilnehmer ist für Imhof jedes Jahr eine besondere Aufgabe. Er sucht gezielt nach Kindern, die von dem Angebot am meisten profitieren. Oft muss er dabei Überzeugungsarbeit leisten, denn nicht alle Eltern reagieren sofort offen. Manche schämen sich, Hilfe anzunehmen, andere zeigen wenig Interesse. „Gerade diese Kinder brauchen die Chance, Neues zu erleben, Selbstvertrauen zu gewinnen und Gemeinschaft zu erfahren“, so Imhof.
Mehr als nur eine Ferienwoche
Wer an der Sommercamp-Woche teilnimmt, nimmt nicht nur schöne Erinnerungen mit. Die Erfahrungen wirken oft lange nach. Die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und ihre eigenen Stärken zu entdecken. Sie erleben, dass sie wichtig sind, ganz unabhängig von Herkunft oder finanzieller Situation der Familie. Am Ende der Woche nehmen die Kinder nicht nur schöne Erinnerungen mit, sondern auch gestärktes Selbstvertrauen, neue Freundschaften und das Wissen, dass sie in einer Gemeinschaft gebraucht und geschätzt werden. Für viele von ihnen ist es ein Erlebnis, das weit über die Sommerferien hinaus Wirkung zeigt und ihnen Mut für den Alltag gibt.
Text: Philipp Drost
Bilder: Philipp Drost und Nicolaj Imhof