Eine Ära geht zu Ende - Michael Geidl ein Macher wechselt das Spielfeld

Der 54-Jährige prägte die Sportkreisjugend über Jahrzehnte. Nun wechselt er als Kreisjugendreferent ins Landratsamt Main-Tauber

Main-Tauber-Kreis. Nach fast einem Vierteljahrhundert geht eine Ära im Main-Tauber-Kreis zu Ende. Michael Geidl, der die Sportkreisjugend über 24 Jahre hinweg geprägt und aufgebaut hat, wechselt das Spielfeld. Mit 54 Jahren gibt der Odenwälder nämlich seinen Posten als Sportkreisjugendreferent ab, um künftig als Kreisjugendreferent im Landratsamt Main-Tauber neue Impulse zu setzen. Sein Abschied ist verbunden mit etwas Wehmut, aber vor allem mit tiefer Zufriedenheit und sichtbarem Stolz über das Erreichte.

Mit Tatendrang, Weitsicht und feinem Gespür aktiv
Geidl begann seine Laufbahn bei der Sportkreisjugend quasi „aus dem Nichts“ – ohne große Strukturen, dafür mit unerschütterlichem Tatendrang, viel Weitsicht und einem feinen Gespür für Menschen. Gemeinsam mit seinem Team gelang es ihm, die Sportkreisjugend in den Altkreisen Tauberbischofsheim und Mergentheim zu einer festen und unverzichtbaren Institution zu entwickeln. Unterstützt von Förderern wie Gerd Withopf, legte er damit den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, die jederzeit auf gegenseitigem Vertrauen, Engagement und starkem Teamgeist basierte.

Was Michael Geidls Arbeit über all die Jahre besonders ausgezeichnet hat: Der Mensch stand stets im Mittelpunkt. Projekte und Programme hatten nie nur den Sport, sondern immer auch die Persönlichkeitsentwicklung, die Integration und die Gemeinschaft im Blick. Eine besondere Erfolgsgeschichte ist das FSJ-Programm (Freiwilliges Soziales Jahr), das Geidl zusammen mit Marc Heirich als erstem FSJler ins Leben rief. „Über 24 Jahre hinweg haben 86 junge Menschen dieses Programm durchlaufen. Viele tragen heute in den Vereinen Verantwortung und bekleiden führende Positionen“, sagt Geidl. Für ihn ist klar: „Das FSJ ist Bindeglied zwischen Verein und junger Generation – eine Kaderschmiede für das Ehrenamt. Anders geht es gar nicht.“

Auch das Netzwerk der Sportkreisjugend hat der „Ex“ kontinuierlich ausgebaut. Mit großer Beharrlichkeit und Gespür für Chancen knüpfte er Kooperationen mit Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung und Vereinen. Daraus entstanden wegweisende Projekte wie etwa der Günter-Brandl-Jugendförderpreis oder der Sportabzeichenwettbewerb. Letzterer zählt heute zu den Erfolgsmodellen, auf die Michael Geidl besonders stolz ist: „Prozentual legen wir im Main-Tauber-Kreis mit die meisten Sportabzeichen in ganz Baden ab. Das ist ein großartiges Signal für Bewegung, Gesundheit und Gemeinschaft.“

„Michael ist viel mehr Gestalter als Verwalter“, beschreibt Heike Schultheiß, die „gute Seele“ der Sportkreisjugend, ihren langjährigen Mitstreiter. Sie weiß aber auch, wie sehr sich die Arbeit verändert hat: Rund 70 Prozent seien heute bürokratische Aufgaben. Doch auch davon ließ sich Geidl nie bremsen. Mit seiner „positiven Verrücktheit“, so Schultheiß, entstanden Projekte wie „Fit for Firefighting“, das Feuerwehrleute für ihre anspruchsvollen Einsätze stärke.

Viel Herzblut steckte Geidl außerdem in die Themen Inklusion und Integration. Für ihn war Sport stets ein verbindendes Element, das Barrieren überwindet und eine gemeinsame Sprache spricht. So gelang es der Sportkreisjugend, Menschen mit Behinderungen, Geflüchtete oder auch straffällig gewordene Jugendliche durch Sportangebote wieder in die Gesellschaft einzubinden. Auch die Sportassistenten-Ausbildung, die dezentral im Kreis angeboten wird, entwickelte sich zu einem Erfolgsmodell, das jungen Menschen frühzeitig Verantwortung überträgt.

Mit Tim Döke, 32 Jahre jung, steht der Nachfolger bereits fest. „Wir kennen uns seit 14 Jahren“, sagt Geidl mit einem Schmunzeln. Döke sei ein „Jungfuchs“, der die digitale Welt bestens beherrsche, stark vernetzt sei und eigene Akzente setzen werde. Damit ist für Geidl klar: „Die Sportjugend ist auch in Zukunft in guten Händen.“

Ganz loslassen - nicht Michael Geidls Ding
Ganz loslassen will er freilich nicht. Zwar schlägt er im Landratsamt Main-Tauber ein neues Kapitel auf, doch bleibt er der Sportjugend verbunden – etwa als Vorstandsmitglied, wenn auch mehr im Hintergrund. Seine 24 Jahre beschreibt er als Zeit voller Leidenschaft und Hingabe: „Ich war in dieser Zeit nicht einen Tag krank.“ Dass er diese Energie investieren konnte, verdanke er nicht zuletzt seiner Frau, die ihm stets den Rücken freihielt – „auch wenn es manchmal Diskussionen gab“, fügt er mit einem spitzbübischen Lächeln hinzu.

Seine Bilanz ist von großer Dankbarkeit gekennzeichnet: „Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt. Die Arbeit mit der Sportkreisjugend hat mich geprägt und bereichert.“ Diese Begeisterung will er auch künftig weitertragen – als Impulsgeber, Macher und Mensch, der überzeugt ist: „Man kann nur gemeinsam etwas bewegen.“

So endet eine Ära, die den Sport und die Jugendarbeit im Main-Tauber-Kreis nachhaltig geprägt hat – und gleichzeitig beginnt ein neues Kapitel, das wieder voller Energie, Ideen und Herzblut geschrieben werden dürfte.

Bild: Michael Geidl und Heike Schultheiß

Bild und Text: Klaus T. Mende von den Fränkischen Nachrichten